Die Klimaanpassung in Hofheim
Die Folgen des Klimawandels sind schon längst auch in Hofheim zu spüren: Hitzeperioden, Dürren, Starkregen und Überschwemmungen treten häufiger und stärker auf und haben große ökologische, soziale und ökonomische Auswirkungen. Dazu kommen auch eher langsam fortschreitende Prozesse wie Bodendegradationen, sinkende Grundwasserspiegel, Waldschäden und Veränderungen von Flora und Fauna. Eine vorsorgende Politik und eine kommunale Klimaanpassung sind daher unerlässlich.
Mit der Erstellung eines integrierten Konzeptes zur Klimaanpassung und zum natürlichen Klimaschutz bereitet sich die Kreisstadt Hofheim am Taunus auf die zu erwartenden Folgen der Klimaveränderungen vor und passt sich daran nachhaltig an.
Erstmals gibt es im Rathaus einen Klimaanpassungsmanager: Der Umweltwissenschaftler Giuseppe Sapienza widmet sich seit dem 1. August der Frage, wie die Kreisstadt Hofheim am Taunus die Folgen des Klimawandels für die Bevölkerung abmildern kann. „Auch in Hofheim ist der Klimawandel zu spüren“, so Erster Stadtrat Daniel Philipp. „Ein Beispiel sind die Waldbrände und die Dürre, mit denen wir vor zwei Jahren zu kämpfen hatten. Ein weiteres Beispiel ist der Starkregen, der im vorigen Sommer den großen Wasserschaden in der Wilhelm-Busch-Halle verursacht hat.“
Giuseppe Sapienzas Aufgaben bestehen zunächst einmal darin, die Erstellung eines Klimaanpassungskonzeptes für die Stadt Hofheim zu koordinieren und Maßnahmen zum natürlichen Klimaschutz zu identifizieren und umzusetzen. Damit soll Klimaanpassung nachhaltig in Hofheim verankert und die urbane Biodiversität gefördert werden. „Schon kleine Veränderungen können viel bewirken“, erläutert er. „Wer Rasengittersteine anstatt Pflastersteine verlegt, sorgt zum Beispiel dafür, dass Regenwasser weiterhin versickern kann und die Bodenstruktur zumindest teilweise erhalten bleibt. Böden spielen eine wesentliche Rolle für die Klimaanpassung und den Klimaschutz und sind zu erhalten und zu schützen. Und wer Fassaden und Dächer begrünt, trägt zur Verbesserung des Stadtklimas bei und bietet zusätzliche Lebensräume für Flora und Fauna. Das hat viele ökologische Vorteile.“ Dabei liegt der Fokus auf der Kommune selbst, aber auch darauf, was jeder einzelne tun kann. Ein Beispiel für eine gelungene Maßnahme ist für ihn der begrünte Graben am Alten Wasserschloss.
Die Stelle von Sapienza wird zu 80 Prozent über das Programm „Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels“ des Bundesumweltministeriums (BMUV) gefördert. Das ist ganz ähnlich wie bei der Klimamanagerin Monique Delbos, die die Stadt vor knapp eineinhalb Jahren eingestellt hat. Beide ergänzen sich: Einerseits geht es um den Klimaschutz durch Einsparung von Treibhausgasen; andererseits um die nachhaltige Anpassung an das veränderte Klima.
Giuseppe Sapienza hat sein Masterstudium der Umweltwissenschaften an der Goethe-Universität Frankfurt am Main abgeschlossen. Seine Schwerpunkte liegen im Bereich Bodenkunde und Bodenschutz. Er hat mehrjährige Berufserfahrung als Umwelttechniker und Umweltberater sowie im Bereich Boden-, Immissions- und Umweltschutz bei einer kommunalen Verwaltung gesammelt. Er widmet sich nun der Aufgabe, die Stadt Hofheim am Taunus klimaresilienter und noch lebenswerter zu gestalten.
Das Konzept soll die Klimaanpassung in Hofheim nachhaltig verankern und als Planungshilfe und strategische Entscheidungsgrundlage für zukünftige Maßnahmen dienen. Die Entwicklung einer Gesamtstrategie zur Klimaanpassung mit besonderer Berücksichtigung der Schnittstellen “Natürlicher Klimaschutz” und “Stärkung der Biodiversität” steht dabei im Vordergrund. Mögliche Synergien und Wechselwirkungen mit den Maßnahmen des Klimaschutzes werden besonders beachtet.
Die Erstellung des Klimaanpassungskonzeptes wird vom Bundesumweltministerium (BMUV) über die „Förderung von Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels“ gefördert. Initiiert wurde die Förderung im Rahmen der Deutschen Anpassungsstrategie (DAS) an den Klimawandel als eine von vielen Maßnahmen, um ein integriertes, nachhaltiges Klimaanpassungsmanagement auf kommunaler Ebene zu etablieren und somit die Eigenvorsorge auf regionaler und lokaler Ebene zu stärken.
Das Konzept befindet sich aktuell in der Ausschreibungsphase und wird voraussichtlich im Frühjahr 2026 fertiggestellt.
Weitere Informationen zum Thema Klimaanpassung und zur DAS-Förderung finden Sie hier:
BMUV: Anpassung an den Klimawandel sowie hier: Förderung zur Klimaanpassung | Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) (z-u-g.org)
Der durchdachte, naturnahe Umgang mit dem Niederschlagswasser und die (Wieder-) Begrünung von Flächen sind wichtige Maßnahmen, die es kurzfristig zu ergreifen gilt. Die Erhaltung, Aufwertung und Neuschaffung von Grün- und Blauinfrastrukturen (Straßenbäume, Parks, Dach- und Fassadenbepflanzungen, Versickerungsanlagen, Teiche und Feuchtgebiete) ermöglicht unter anderem die Kühlung der Stadtluft und leistet einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung des Mikro- und Stadtklimas. Durch die Schaffung zusätzlicher grüne und blaue Flächen entstehen lebenswerte Orte, die sowohl zur Steigerung der Lebens- und Wohnqualität der Bürgerinnen und Bürger als auch zur Förderung der städtischen Biodiversität dienen.
Derzeit wird ein kommunales Regenwassernutzungskonzept erarbeitet, welches diverse Maßnahmen zur Regenwasserbewirtschaftung enthält, die einen Beitrag zur Klimaanpassung und zum natürlichen Klimaschutz leisten (darunter Entsiegelungs- und Wiederbegrünungsmaßnahmen und Dach- und Fassadenbegrünung). Welche Maßnahmen zeitnah umzusetzen sind, wird aktuell noch geprüft.
Zudem plant die Initiative „Essbare Stadt Hofheim“ in Zusammenarbeit mit der Verwaltung die Pflanzung von standortangepassten und hochdiversen „essbaren Mikrowäldern“ nach der Miyawaki-Methode (japanischer Pflanzensoziologe). Auf einer kleinen Pflanzfläche ab 100 qm werden viele unterschiedliche Arten standortheimischer Obst- und Nussbäume, Stauden und Sträucher gepflanzt, die zum natürlichen Klimaschutz und zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität in der Stadt beitragen und die lokale Artenvielfalt fördern.
Die Folgen des Klimawandels können sich negativ auf die Gesundheit auswirken. Hitzewellen, UV-Strahlung und bodennahes Ozon können zu Dehydrierung, Hitzschlag und Herz-Kreislauferkrankungen führen oder sogar lebensbedrohlich werden. Um die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger zu schützen, wurden schon erste Präventionsmaßnahmen auf verschiedenen Ebenen initiiert. Das Hitzetelefon des Main-Taunus-Kreises warnt zum Beispiel ältere Menschen kostenfrei vor bevorstehenden Hitzewellen und gibt Tipps zum eigenen Schutz bei heißen Tagen.
Weitere Informationen erhalten Sie unter: Mit Hitzetelefon die heißen Wochen überstehen (mtk.org)
Die Stadt Hofheim lässt außerdem einen Trinkwasserbrunnen in der Stadtmitte (in der Nähe vom Hof Ehry) installieren, um eine kostenfreie Möglichkeit zur Hydrierung und Abkühlung bei heißen Tagen anzubieten. Die Maßnahme wird im Rahmen des Projektes „Begrenzung der negativen Auswirkungen des Klimawandels in hessischen Kommunen“ des Hessischen Umweltministeriums (HMUKLV) gefördert.
Folgende Geschäfte in der Hofheimer Altstadt bieten zudem als Refill-Station kostenfreies Leitungswasser an:
Juwelier Hoeltke, Hauptstraße 69
Schwanenapotheke, Alte Bleiche 4
Edel & Süß, Krebsgasse 15
Weltladen Hofheim, Burgstraße 16
HOF&HEIM Conceptstore, Hauptstraße 58-60
Wer eine Flasche dabei hat, kann diese in Geschäften mit dem Refill-Aufkleber kostenlos auffüllen lassen und aktiv zur Plastikreduzierung beitragen.
Weitere Informationen zu Refill-Deutschland erhalten Sie unter: Refill Deutschland | Plastikmüll vermeiden | Leitungswasser auffüllen (refill-deutschland.de)