Weinlese im städtischen Wingert

305 Liter Most mit 91 Grad Öchsle und 9,0 Gramm Säure pro Liter. Das ist das Ergebnis der Weinlese im städtischen Weinberg „Diedenbergener Sonnenhang“ am vergangenen Sonntag. Die Weintrauben, die auch in diesem Jahr wieder unter der fachkundigen Anleitung von Dr. Jana Seidemann - vom gleichnamigen Hofheimer Weingut - sowie zahlreichen freiwilligen, kleinen und großen Lesehelfern geerntet wurden, bringen einen Ertrag von etwa 400 Flaschen hervor. „Eine sehr gute Spätlese-Qualität; der Most probiert sich gut und fehlerfrei“, resümiert Dr. Jana Seidemann.

Das Wetter war herbstlich, aber trocken und die rund 400 Weinstöcke der Rebsorte „Weißer Riesling“ waren dank der vielen fleißigen Hände im Nu gelesen. Die traditionelle Vesper, die gegen Ende der Lese zur Stärkung im Weinberg abgehalten wurde, fand erneut großen Anklang unter den Teilnehmenden. Neben der zünftigen Brotzeit wurde der Wein des Jahrgangs 2022 verkostet und von Allen für gut befunden. Bürgermeister Christian Vogt wies zudem auf das Flaschenetikett hin: „Das Weinetikett dieses Jahrgangs wurde als Sonderedition anlässlich des 30-jährigen Jubiläums des Hofheimer Stadtmuseums gestaltet. Darauf zu sehen ist Hanna Bekker vom Rath, eine der großen Hofheimer Künstlerpersönlichkeiten!“

Der Weinbau in Diedenbergen hat eine lange Tradition. Von den Römern eingeführt, finden sich erste urkundliche Erwähnungen in Diedenbergener Gerichtsbüchern ab 1550. Dass der Weinbau in Diedenbergen zum Erliegen kam, ist der Industrialisierung zuzuschreiben. Viele Landwirte fanden Arbeitsplätze in der Industrie und führten fortan ihre Landwirtschaft nur noch als Nebenerwerb weiter. Weinberge lassen sich aber kaum ausschließlich nach Feierabend bewirtschaften. Deshalb wurden die Flächen in den 60er und 70er Jahren sukzessive aufgegeben.

Um dennoch die Tradition des Weinbaus im Hofheimer Stadtteil aufrechtzuerhalten, wurde 1988 ein Antrag auf Genehmigung einer Neuanlage beim Weinbauamt in Eltville gestellt. Diesem Antrag wurde stattgegeben, jedoch nur zu Forschungs- und Demonstrationszwecken. 1990 erfolgte dann die Neuanlage. Der Wein darf nur für den städtischen Eigenbedarf verwendet werden. Freuen über ein solch edles und seltenes „Tröpfchen“ dürfen sich vor allem Hofheimer Jubilare und Menschen, die sich ehrenamtlich in Hofheim engagieren.