Au revoir, Chinon

Nach vier Tagen ist der traditionelle Himmelfahrtsbesuch der Gäste aus der Partnerstadt Chinon bereits vorbei: „Im deutschen Wort ‚Abschied‘ steckt ja eine dauerhafte Trennung“, so Bürgermeister Christian Vogt beim letzten Abend. „Da halten wir er lieber mit dem Französischen. Wir sagen stattdessen ‚au revoir‘ und sehen uns schon bald wieder.“ Der Gegenbesuch wird wie üblich in einem Jahr in Chinon stattfinden.

Vier Tage zuvor waren 49 Gäste aus Chinon in Hofheim eingetroffen. Angeführt wurde die Delegation von Stadträtin Sophie Lagrée in Vertretung des Bürgermeisters aus Chinon, Jean-Luc Dupont, und Jean Louis Guillou, Président du Comité de Jumelage Chinon-Hofheim. „Besonders freut es uns, dass 15 Jugendliche mit von der Partie waren“, so der zuständige Stadtrat Matthias Hees. Für sie hatte Ingrid Bender, die ehemalige Vorsitzende des Förderkreises Hofheimer Städtepartnerschaften (FHS), ein besonderes Programm zusammengestellt – unter anderem mit einer Schifffahrt nach Rüdesheim und mit einer Rallye durch die Frankfurter Innenstadt.

Die Exkursion der älteren Teilnehmer führte hingegen nach Ingelheim auf die Spuren eines großen Europäers: zu Karl dem Großen – oder Charlemagne – und zu seiner Kaiserpfalz. Ingelheim war eine bedeutende Station des Kaisers auf seinen Reisen durch das damalige riesige Reich, das große Teile des heutigen geeinten Europas umfasste. Die Führungen in französischer und deutscher Sprache beeindruckten sowohl die Gäste als auch deren Hofheimer Gastgeber. Sie vermittelten einen hervorragenden Eindruck vom Leben im frühen Mittelalter und zeigten die historische Dimension der Regentschaft Karl des Großen. 

Ingelheim ist aber nicht nur für seine Kaiserpfalz, sondern auch für seinen Weinanbau bekannt. So stand als außerdem die Besichtigung der „Kellergenossen“ auf dem Programm. Das 1904 von den Winzergenossen errichtete Gebäude diente dem Ausbau und der Lagerung des Ingelheimer Weins. Tief unten im Fasskeller zwischen den wuchtigen Gewölbepfeilern wird die Geschichte des Weinanbaus in der Region dargestellt. Die kunstvoll geschnitzten Jahrgangsfässer stechen besonders ins Auge. Eine Weinprobe stieß auf großes Interesse der Weinliebhaber und -kenner aus Chinon. Für diese sehr gelungene Exkursion erhielten die Organisatorinnen und für Chinon zuständigen Referentinnen des Hofheimer Förderkreises, Beate Barth und Brigitte Wacker-Traue, von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern Dank und Applaus. 

Beim Konzert der Chöre „Do Dièse“ aus Chinon und „Happy Voices“ aus Diedenbergen waren dann wieder alle Generationen dabei. Die Johannesgemeinde hatte für die Darbietungen beider Chöre ihre Kirche zur Verfügung gestellt. Ein im Anschluss geplantes Picknick im Innenhof des Wasserschlosses musste kurzfristig wegen eines einsetzenden Gewitters nach Innen in das Kellereigebäude verlegt werden.

Die Kranzniederlegung am Ehrenmal zur Erinnerung an die nationalsozialistische Gewaltherrschaft ist seit Beginn der Partnerschaft im Jahr 1967 zentraler Teil der Besuche. Die Ansprachen von Bürgermeister Christian Vogt, Stadtverordnetenvorsteher Andreas Hegeler und der Stadträtin aus Chinon, Sophie Lagrée, hoben die besondere Bedeutung der Städtepartnerschaften auch in der heutigen Zeit hervor. Die Beiträge des jungen Blechbläserensembles der Musikschule Hofheim unter der Leitung von Benedikt Kress verliehen der Veranstaltung einen würdevollen Rahmen. 

Der Abschiedsabend war tatsächlich kein Abend des Abschieds, sondern der Vorfreude auf ein Wiedersehen. Der Vorsitzende des Förderkreises Hofheimer Städtepartnerschaften, Hans-Jürgen Koblitz, danke ganz besonders allen Gastgeberinnen und Gastgebern für die freundschaftliche Aufnahme der Gäste und schloss mit den Worten: „Vive Chinon, vive Hofheim, vive notre amitié“.