Wald in Hofheim

Der Hofheimer Wald prägt seit jeher das Stadtbild. Mit einer Gesamtfläche von knapp 2.400 ha bietet er viel Platz für eine artenreiche Flora und Fauna.

Fläche

Die Gesamtfläche des Waldes in Hofheim beträgt 2.372 ha und die Betriebsfläche des Stadtwaldes beträgt circa 1.414 ha. Davon sind 1.395 ha Baumbestandsfläche. 8,7% der Betriebsfläche sind "Wald außer regelmäßigen Betrieb".

In allen Ortsteilen sind nennenswerte Waldflächen vorhanden:

  • Marxheim: 266,4 ha
  • Hofheim: 469,8 ha
  • Lorsbach: 156,3 ha
  • Langenhain: 201,1 ha
  • Wildsachsen: 104,8 ha
  • Diedenbergen: 182,8 ha
  • Wallau: 80,1 ha

Das größte zusammenhängende Waldgebiet ist der Kapellenberg mit rund 520 ha Fläche.

Die Bedeutung des Stadtwaldes als Naherholungsgebiet und “Freizeitpark” für die Bevölkerung im Ballungsraum Rhein-Main ist immens.

Der Wald ist mit einem gut ausgebauten Wegenetz überdurchschnittlich gut erschlossen. Die durchschnittliche Wegelänge beläuft sich auf 40 bis 50 laufende Meter pro Hektar.

Das Durchschnittsvolumen im Wald liegt laut der aktuellen Forsteinrichtung bei 319 Vorratsfestmetern pro Hektar (Vfm/ha). Damit ist sie gegenüber dem Landesdurchschnitt (326 Vfm/ha) geringfügig unterbevorratet. Der Wald wird überwiegend durch alte und mittelalte Bestände geprägt.

Baumarten

Das Verhältnis von Laubholz zu Nadelholz beträgt 81 : 16. Der Bericht zum Hofheimer Stadtwald 2021 nennt folgende Baumarten und ihre Anteile im Stadtwald:

BaumartAnteil
Buche36 %
Eiche34 %
Edellaubholz (Ahorn, Esche, Kirsche u.a.)6 %
Weichlaubholz (Birke, Pappel u.a.)5%
Kiefer6 %
Lärche4 %
Fichte3 %
Douglasie3 %

Ob Buche, Fichte oder Douglasie: Sie alle sind ein wichtiger Teil des Mischwaldes in Hofheim. Die verschiedenen Boden- und Wachstumsanforderungen der Arten helfen dabei, den Stadtwald auch in Zukunft zu erhalten. 

 

"Mutter des Waldes" wird sie genannt, weil sie nahezu überall wachsen kann und gute Wuchsbedingungen für viele andere Baumarten schafft. Sie ist eine Charakterbaumart des Hofheimer Stadtwaldes. Sie ist Bestands bildend in nahezu allen Waldgesellschaften und die konkurrenzkräftigste Baumart.

Alte, großkronige Eichen prägen den Stadtwald. Sie sind weniger anspruchsvoll gegenüber dem Boden, jedoch lichtbedürftig und langsam wüchsig. In der Mittelwaldwirtschaft, einer Art historischer "agro-Foerster", nutzte man schwaches Holz als Brennholz, während die Alteichen belassen wurden, um mit ihren nahrhaften Früchten (Eicheln, "Eckerich") die Schweine im Wald zu mästen (Waldweide). Die „Reste“ dieser Wirtschaftsform sieht man in unseren alten Eichen. In jüngerer Zeit wird vermehrt Eiche aufgeforstet, da sie als wertvolles Möbelholz geschätzt ist und zudem robust und weniger anfällig gegen Sturm und Trockenheit ist.

Die Fichte ist die bekannteste Nadelbaumart und gehörte nicht zur ursprünglichen Naturwaldgesellschaft des Stadtwaldes. Die Fichte macht nur noch etwa 3% des Stadtwaldes aus. Nach Abschluss der großen Aufforstungen Mitte und Ende des 19. Jahrhunderts waren es etwa 20%.  Sie ist eine anspruchslose und zuwachsstarke Baumart. Deshalb war sie besonders für die Wiederaufforstung der verwüsteten Waldflächen nach der großen Holznot im 18. Jahrhundert geeignet. Die Fichte sollte die Holzversorgung der Volkswirtschaft sicherstellen.
Sie ist jedoch unseren Standorten nur bedingt angepasst. Die zunehmende Klimaerwärmung verbunden mit anhaltender Sommertrockenheit haben ihr sehr zugesetzt. Stürme und Borkenkäfer taten ihr Übriges.

Dank ihrer Genügsamkeit in Bezug auf Wasser, Boden und Klima ist die harzreiche Waldkiefer immer noch eine wichtige Baumart des Stadtwaldes und in nahezu allen Ortsteilen vertreten. Sie wächst überwiegend auch Bestands bildend auf trockenen Standorten oder in felsigeren Lagen. Häufig wurde sie in der Vergangenheit zur Aufforstung von Ödland verwendet. Ihr Anteil nimmt jedoch ab, da sie insbesondere gegenüber der Buche nicht konkurrenzkräftig genug ist.

Die Douglasie ist in Europa seit fast 200 Jahren im Blickpunkt forstwirtschaftlicher Anbauversuche. Neben der langen Anbaugeschichte und der bedeutsamen Rolle für die Holzwirtschaft in Deutschland, gilt die Baumart als potenziell invasive Art und steht dabei in der Kritik. Dabei wird die Douglasie von Forstwissenschaftlern als wichtigste eingeführte Baumart gesehen und ist im Vergleich zur Fichte trockenresistenter und weniger Schadanfällig gegenüber Borkenkäfern. Neben den günstigen Prognosen hinsichtlich eines sich abzeichnenden Klimawandels, ist die Baumart durch die langjährigen forschungsbasierten Erkenntnisse forstwirtschaftlich bedeutsam. Hinsichtlich der Invasivität und Anbauwürdigkeit wird die Douglasie jedoch noch Gegenstand vieler Debatten sein und zukünftig beweisen müssen, dass ein Anbau – auch als Ersatz für die Fichte – gerechtfertigt ist.

Der Stadtwald ist überaus artenreich. So finden sich neben den genannten Hauptbaumarten Weißtanne, Europäische Lärche, Berg- und Spitzahorn, Esche, Wildkirsche, Bergulme, Birke und Winterlinde. Auch seltene Baumarten wie Elsbeere, Speierling, Wildbirne, Wildapfel sowie Exoten wie Küstentanne und Strobe findet man im Stadtwald. Besonderheit sind die mehrhundertjährigen Eichen auf dem Kapellenberg oder auch der größte Wildapfel Hessens in Diedenbergen.

Räumliche Gliederung

Der Hofheimer Wald liegt im Wuchsbezirk “Südlicher Vorder-Taunus” mit überdurchschnittlich guten Standorten. Es findet sich zumeist eine mittlere, in weiten Teilen mit mächtigen Lößlehmdecken auch sehr gute Nährstoffversorgung.

Die Wasserversorgung der Böden ist auf circa dreiviertel der Standorte frisch bis betont frisch.

Die Klimabedingungen sind mild, die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 9,6 °C (langjähriges Mittel), mit unterdurchschnittlichen Niederschlägen, die aber von den Tieflagen (615 mm) am Rand der Rhein-Main-Ebene bis zu den Höhenzügen (730 mm) zunehmen.

Die im Stadtwald vorherrschenden Standortverhältnisse sichern ein gutes bis sehr gutes Pflanzenwachstum und ermöglichen artenreiche Mischwälder.

Geschichtliches

Nicht immer präsentierte sich der Stadtwald so, wie wir ihn heute kennen. Hätten Sie gedacht, dass es einmal Zeiten gab, in denen nahezu die gesamte heutige Gemarkungsfläche unserer Stadt von dichten Wäldern bedeckt war? Und dass nur wenige Jahrhunderte später eines der drängendsten Probleme der Stadt die immer knapper werdenden Holzvorräte waren?

Wälder spiegeln immer auch die Geschichte des Menschen wider. Und wenn Sie genau hinsehen: vielleicht verrät der Wald auch Ihnen eines seiner Geheimnisse.

Noch bis vor 10.000 Jahren, dem Ende der Würmeiszeit, waren Teile des Taunus von Gletschern bedeckt. Mit zunehmender Erwärmung gab das Eis die Bergkuppen frei, und die sich ansiedelnden Bergwälder veränderten sich über Fichtenmischwälder hin zu Buchen-Tannenwäldern. In der wärmeren Rhein-Main-Ebene entstanden eichenreiche Laubmischwälder aus vorwiegend Stieleiche, Linde, Ulme, Spitzahorn, Erle und Esche. Etwa 500 v.Chr. endete diese vom Menschen weitgehend unbeeinflusste Waldentwicklung. Man nimmt an, dass ohne den folgenden, Jahrhunderte währenden Einfluss des Menschen die heutigen Wälder auf Hofheimer Gemarkung den damaligen sehr ähnlich wären ("potenziell natürlicher Wald").

Seit dem früheren Mittelalter wurde Holz zum zentralen Rohstoff fast aller Lebensbereiche des Menschen. In zunehmender Intensität wird hierdurch auch die Waldentwicklung geprägt. Aufkommende Gewerbe wie der Bergbau, der Betrieb von Schmelzöfen, Köhlereien, Glashütten und andere Waldgewerbe sowie der Brennholzbedarf der Haushalte verschlangen riesige Holzmengen. 

Die Flächenausdehnung und das Erscheinungsbild des Stadtwaldes sind bis heute davon beeinflusst. Lange Zeit waren die unvorstellbaren Verwüstungen derart stark, dass der Wald eher einer Parklandschaft oder Weidefläche glich als einem Wald, wie wir ihn heute kennen. 

Als Ende des 18. Jahrhunderts auch für die Hofheimer die Holzversorgung aus dem eigenen Wald immer schwieriger wurde, schlug die Geburtsstunde der Nachhaltigkeit: Es durfte fortan nur so viel Holz genutzt werden, wie auch wieder nachwächst. Hätten Sie gewusst, dass die seit der Umweltkonferenz von Rio de Janeiro 1992 allseits propagierte "nachhaltige Entwicklung" letztlich auf die Forstwirtschaft dieser Zeit zurückgeht?

Jagd

In Deutschland wird die Jagd nur in Jagdbezirken ausgeübt. Jagdbezirke werden, je nach Größe und Eigentümerzielen in Eigenjagdbezirke und gemeinschaftliche Jagdbezirke unterschieden.
In Hofheim und in allen Stadtteilen gibt es gemeinschaftliche Jagdbezirke. Diese bilden Jagdgenossenschaften, in denen die Grundeigentümerinnen und -eigentümer, auf deren Grundstücken die Jagd ausgeübt werden kann, vertreten sind. Die Stadt Hofheim ist, mit dem größten Waldanteil, eines der Mitglieder in den Jagdgenossenschaften. Das Jagdausübungsrecht für die einzelnen Flächen wird an eine Person oder mehrere Personen von der Jagdgenossenschaft verpachtet.

Die Stadtverordnetenversammlung hat in ihrer Sitzung am 11.12.2019 ein Jagdkonzept für den Hofheimer Stadtwald beschlossen. Seit dem 1. April 2021 werden zwischen den Jagdgenossenschaften im Stadtgebiet Hofheim als Verpächter und den Jagdpächterinnen und -pächtern entsprechend inhaltlich erweiterte und veränderte neue Verträge geschlossen, wenn die alten Verträge auslaufen. Der erste neue Pachtvertrag wurde durch die Jagdgenossenschaft Hofheim am Taunus geschlossen.
Im Besonderen wurden die für die FSC Zertifizierung relevanten Kriterien darin aufgenommen. Dazu ist die stetige Kommunikation zwischen Förstern, Landwirtinnen und -wirten sowie Jagdpächterinnen und -pächtern vereinbart, um die Schwerpunktbejagung, zum Beispiel an Kahlflächen und Verjüngungsstandorten abzusprechen.

Die Jagd dient neben der Regulation der Wildbestände, die insbesondere angepasste Wildbestände an die Leistungsfähigkeit des Waldes verfolgt und eine natürliche Verjüngung ermöglichen soll, auch der Hege. Nach dem Bundesjagdgesetz ist die Erhaltung artenreicher und gesunder Wildbestände und die Sicherung ihrer Lebensgrundlagen als Ziel der Hege formuliert.

Weitere Daten und Fakten

Seit 2020 informiert die Stadt Hofheim jährlich über den Zustand des Waldes sowie über die Themen "Wirtschaftswald" (Holzeinschlag und -verkauf, Pflegemaßnahmen, Pflanzungen und mehr), den "Erholungswald" und den "Schutzwald" (Naturschutz, Aktionen, Wildsituation).

Die Forsteinrichtung definiert die Zielsetzungen für die Waldbewirtschaftung des Stadtwaldes Hofheim für den Zeitraum von zehn Jahren. Das neue Forsteinrichtungswerk wurde erarbeitet und ist derzeit zur Prüfung beim Regierungspräsidium.

Der Hofheimer Stadtwald wird nach den Prinzipien der Nachhaltigkeit und der Wirtschaftlichkeit (ökonomisches Prinzip) bewirtschaftet. Für diese nachhaltige und ökologische Bewirtschaftung des Stadtwaldes wurde der Stadt Hofheim das PAN-Europäische Forstzertifikat (PEFC) erteilt.

1999 in Paris gegründet. Alle Landesforsten in Deutschland sind PEFC zertifiziert. Das Siegel soll für Produkte eine verantwortungsvolle und besonders umwelt- und sozialverträgliche Waldbewirtschaftung implizieren.
Es ist eine Möglichkeit für Waldbesitzer und Forstleute ihre nachhaltige Wirtschaftsweise zu dokumentieren und zu verbessern.