Ottilie W. Roederstein - Eine Künstlerin zwischen Tradition und Moderne
Die erfolgreiche Malerin und Zeichnerin Ottilie Wilhelmine Roederstein (1859-1937) lebte und arbeitete in Zürich, Berlin, Paris, Frankfurt/Main und Hofheim am Taunus. Ihr künstlerischer Werdegang offenbart die vielfältigen Beschränkungen, denen eine Künstlerin um die Jahrhundertwende unterworfen war.
Roederstein ließ sich 1891 mit ihrer Lebensgefährtin Dr. Elisabeth Winterhalter in Frankfurt nieder. Sie war damals bereits eine anerkannte Portraitmalerin, die nach einer Ausbildung in Zürich und Berlin 1881 nach Paris gegangen war. Dort beteiligte sie sich zwei Jahre später an der Ausstellung im "Salon des Beaux Arts" und wurde auf der Weltausstellung 1889 mit einer Silbermedaille ausgezeichnet.
Der Markt diktiert den Stil
Schwerpunkt ihrer Malerei waren Portraits, für die sie schon früh Aufträge erhielt. Sie malte auch leuchtende Blumen-Stilleben.
Ihren Erfolg hatte Roederstein sich erkämpft: gegen den Widerstand ihrer Eltern, die für ihre Tochter keine derart unseriöse Tätigkeit wünschten, und gegen die zahlreichen Vorurteile der damaligen Zeit. Und sie kämpfte, wie ihre Freundin Dr. Winterhalter, für die Gleichberechtigung der Frau. Sie eröffnete ein Lehr-Atelier, das ausschließlich Schülerinnen aufnahm.
In ihrem umfangreichen, in thematischer und stilistischer Hinsicht sehr vielseitigen Werk spiegeln sich zum einen die Erwartungen des jeweiligen Auftragsumfeldes und zum anderen die modernen Entwicklungen des europäischen Kunstgeschehens. Ottilie W. Roederstein bewegte sich zeitlebens im Spannungsfeld zwischen konservativer und moderner Kunst.
Roederstein und Winterhalter erwarben in Hofheim ein großes Grundstück am Waldrand, wo sie 1907 ein großzügiges Wohnhaus, 1911 das Atelier und ein Gärtnerhaus errichteten. Hier unterrichtete sie unter anderem auch Hanna Bekker vom Rath.