Spotlight 04 - Staabs Friedrichsdorfer Zwieback
Für viele ist Zwieback heute ein relativ langweiliges Lebensmittel, das man nur während einer Diät oder im Krankheitsfall zu sich nimmt. Früher aber war Zwieback als haltbares und extrem vielseitig einsetzbares und zu verarbeitendes Nahrungsmittel sehr beliebt.
Friedrichsdorf bei Bad Homburg war im 19. Jahrhundert ein lokales Zentrum der Zwiebackproduktion. Am Ortseingang erinnert noch heute ein Holzschild mit zwei Bäckerjungen und der Aufschrift „Friedrichsdorf – Stadt des Zwiebacks“ an den einst blühenden Wirtschaftszweig. Die Friedrichsdorfer Betriebe waren mit ihrem Produkt und dessen Qualität so erfolgreich, dass die Bezeichnung „Friedrichsdorfer Zwieback“ zu einer frühen Form von Markennamen wurde, mit dem ein ausgezeichneter Ruf verbunden war.
Diesen machten sich bald auch Hersteller aus anderen Städten zu nutze. Und hier kommen wir zu unserer Blechdose. Auch die Hofheimer Bäckerei von Joseph Staab verkaufte ihren Zwieback zeitweise unter der Bezeichnung „Friedrichsdorfer Zwieback-Fabrik“. Die Bäckerei und Zwiebackfabrik Staab war bereits 1851 in Mainz gegründet worden. 1881 verlegte Joseph Staab den Sitz des Unternehmens nach Hofheim und erwarb hierfür das Haus Hattersheimer Straße 2. 1925 wurde der Betrieb um ein Café erweitert. Nachdem Bäckerei und Café 1945 von Fliegerbomben zerstört worden waren, konnte das Café, um einen Gastraum im Erdgeschoss erweitert, 1951 wiedereröffnet werden. Franz Staab, der das Unternehmen seit 1921 leitete, war im Übrigen begeisterter Heimatforscher mit einer offiziellen Grabungslizenz des Landeskonservators. Gemeinsam mit Josef Nix, aus dessen Nachlass die Zwiebackverpackung stammt, war er unter anderem maßgeblich an der Einrichtung des Hofheimer Stadtarchivs beteiligt.
Nun aber noch einmal kurz zurück zu den Friedrichsdorfer Zwieback Herstellern. Diese waren wenig begeistert davon, dass man in Berlin, Karlsruhe und eben auch in Hofheim unter dem Namen „Friedrichsdorfer-Zwieback“ produzierte und hiermit gute Geschäfte machte. Daher fügten sie rasch ihren eigenen Verpackungen das Prädikat „Echt“ hinzu. Geholfen hat es ihnen letztlich wenig. Heute wird auch in Friedrichsdorf kein Zwieback mehr hergestellt.