Start für den Hofheimer Jugendkongress mit Arbeitsgruppen

Die Beteiligung der Jugend in Hofheim geht weiter. Wobei es „die“ Jugend nicht gibt. Jugend ist ebenso heterogen und vielfältig wie unsere gesamte Gesellschaft. Deshalb hat sich der Fachbereit Soziales ein flexibles Modell überlegt, das noch in diesem Jahr starten wird. Das Modell soll sich dynamisch an die Bedürfnisse und Wünsche der Jugendlichen anpassen können. Die Stadtverordnetenversammlung hat das Konzept nun beschlossen und die erste von mehreren Informationsveranstaltungen gibt es am 30. Oktober für die Schülerinnen und Schüler der Rosenbergschule.

„Jugendliche sollen die Gelegenheit haben, ihre eigenen Themen zu setzen und sie in einem demokratischen Prozess verbal verteidigen und bestenfalls auch umsetzen zu können“, sagt Bürgermeister Christian Vogt. So stehe es auch im Konzept. Jugendbeteiligung sei ein wichtiger Faktor der Persönlichkeitsentwicklung. Sie stärke das Selbstwertgefühl, fördere den Austausch zwischen den Generationen und übe einen lösungsorientierten und kreativen Umgang mit Herausforderungen. „Jugendbeteiligung soll junge Menschen für eine aktive gesellschaftliche Teilhabe und Demokratie begeistern.“

Während der Förderprojekte „Jugend entscheidet“ und „Das Zukunftspaket“ wurden in Hofheim bereits viele wertvolle Erfahrungen gesammelt und Umsetzungen erprobt, die in die künftige Jugendbeteiligung einfließen werden. Ziel ist es nun, ein nachhaltiges, flexibles und individuelles Konzept zur Jugendbeteiligung zu etablieren. Zielgruppe sind alle Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren, die ihren Lebensmittelpunkt in Hofheim haben (z. B. aufgrund des Schulbesuchs). Sie sind eingeladen, sich aktiv in Arbeitsgruppen zur Umsetzung von Jugendprojekten einzubringen.

Jugendliche mögen politisch-parlamentarischen Strukturen manchmal distanziert begegnen, sie sind aber keinesfalls unpolitisch, wie anhand vielfältiger Beispiele belegt werden kann (z. B. Fridays for Future, Petitionen, Demos u.a.). Sie tendieren verstärkt zu kurzfristigem Engagement für spezifische Themen mit einem direkten Lebensweltbezug und nutzen ein breites Spektrum analoger und vor allem digitaler Formen der Meinungsäußerung. Hier setzt das Hofheimer Konzept zur Beteiligung von Jugendlichen mit verschiedenen Elementen an:

 

Jugendkongress

Der Jugendkongress soll einmal im Jahr stattfinden. Die ein- bis zweitägige Veranstaltung wird ein buntes Programm mit Event-Charakter sein, um möglichst viele und unterschiedliche junge Menschen anzusprechen. Alle Hofheimer Schulen werden dazu eingeladen, sich an der Veranstaltung aktiv einzubringen. Angedacht sind u.a. Workshops, in welchen die jungen Menschen die Möglichkeit haben, eigene Themen mitzubringen und diese in Kleingruppen zu diskutieren und auszuarbeiten. Zudem können sich die jungen Menschen darüber informieren, welche konkreten Mitwirkungsmöglichkeiten es für sie gibt, um sich an Gestaltungsprozessen einzubringen. Neben den Workshop- und Informationsangeboten wird es ein jugendspezifisches Unterhaltungsprogramm geben, welches gemeinsam mit Jugendlichen geplant wird. 

 

Jugendarbeitsgruppen

Alle Jugendlichen im Alter von 12 bis grundsätzlich 17 Jahren, die ihren Lebensmittelpunkt in Hofheim haben, sind eingeladen, eine Arbeitsgruppe zu gründen oder sich einer bestehenden anzuschließen. In diesen Arbeitsgruppen können die Jugendlichen ihre individuellen Ideen und Vorschläge zu Themen diskutieren und erarbeiten, die für sie einen hohen Stellenwert haben. Die Jugendarbeitsgruppen werden von pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der städtischen Jugendarbeit unterstützt, darüber hinaus - bei Bedarf - auch durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anderer Fachbereiche bei fachspezifischen Fragen. Die Jugendlichen sollen die Möglichkeit erhalten, Anträge an den Magistrat zu stellen. Zudem werden einmal jährlich die Maßnahmen den städtischen Gremien zur Kenntnis vorgelegt.

 

Homepage für Jugendbeteiligung

Über die Homepage der Stadt Hofheim sollen Jugendliche die Möglichkeit haben, jederzeit ihre Anliegen zu äußern. Diese Form der ständigen Jugendbeteiligung bietet die Möglichkeit, Ideen, Anregungen oder Wünsche direkt zu äußern und miteinander ins Gespräch zu kommen. Die eingebrachten Vorschläge werden vom Team Jugendarbeit und von den Jugendarbeitsgruppen entsprechend weiterbearbeitet.

 

Hintergrund: Politische Teilhabe junger Menschen

Entscheidungen, die in den unterschiedlichsten Politikfeldern getroffen werden, haben immer auch Auswirkungen auf die junge Generation. Aus diesem Grund hat die Bundesregierung in Zusammenarbeit aller Bundesministerien eine Jugendstrategie entwickelt, welche am 3. Dezember 2019 im Kabinett beschlossen wurde. Damit bekannte sich die Bundesregierung erstmals ressortübergreifend zu ihrer Verantwortung für die junge Generation. Gerade auf kommunaler Ebene bieten sich für junge Menschen vielfältige Möglichkeiten des ehrenamtlichen Engagements und der aktiven Mitgestaltung ihrer Stadt. Für eine echte Beteiligung von jungen Menschen an Entscheidungsprozessen der Kommunalpolitik braucht es verbindliche Rahmenstrukturen und Beteiligungsformate, die unterschiedlichste Jugendkulturen ansprechen.

Es existieren unterschiedliche Formen der Partizipation, die große Differenzen im Hinblick auf die Frage aufzeigen, inwieweit Kinder und Jugendliche wirklich beteiligt werden, ihnen also wirkmächtige Entscheidungs- und Einflussmöglichkeiten eingeräumt werden. Es geht im Kern um die Verteilung von Macht und Einfluss im Kontext von Beteiligungsprozessen und um die Frage der Autonomie der Beteiligten.

Eine Möglichkeit Kinder und Jugendliche aktiv an der Gestaltung ihrer Umwelt zu beteiligen, bietet die projektbezogene Beteiligung. Projekte zeichnen sich generell dadurch aus, dass sie thematisch, zeitlich und räumlich überschaubar sind. Daher wecken sie oft das Interesse von Kindern und Jugendlichen. Zudem können Ergebnisse und Erfolgserlebnisse in einem relativ kurzen Zeitraum kreiert werden. Grundsätzlich ist ein Projekt aber nur als Beteiligungsprojekt zu bezeichnen, wenn die jungen Akteure in den laufenden Prozess einbezogen werden, wenn sie den Vorgang mitleiten und lenken und vor allem, wenn sie mitentscheiden können. Je nach Altersgruppe und Thematik ist die Unterstützung von kompetenten Erwachsenen notwendig. Projektbezogene Beteiligung bietet Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit sich intensiv über einen begrenzten Zeitraum mit Themen zu beschäftigen, die ihre unmittelbare Lebenswelt betreffen.